Als grundsätzlich angemessen bewertet der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) die heute vom Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschlossene Ausweitung der expansiven geldpolitischen Maßnahmen angesichts der hohen und andauernden Belastungen durch die Coronapandemie. BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin sagt dazu: „Wir begrüßen, dass die EZB auf eine Zinssenkung verzichtet hat und das Angebot an zinsgünstigen, langfristigen Krediten an die Banken ausweitet.“ Dies werde die Kreditvergabefähigkeit der Banken und Sparkassen stärken. Der heutige Beschluss, die coronabedingten Anleihekäufe auszuweiten und zu verlängern, ist aus Sicht des BVR hingegen nicht erforderlich gewesen. Martin: „Der Beschluss, die coronabedingten Wertpapierkäufe bis März 2022 zu verlängern, erscheint verfrüht. Im Zuge der abzusehenden Impfung eines Großteils der Bevölkerung im kommenden Jahr dürfte die Pandemie deutlich abflauen“.
Neben den beschlossenen Maßnahmen wäre eine Erhöhung des sogenannten Tieringfaktors, der Banken von den Belastungen durch den Negativzins teilweise freistellt, ein wichtiges Signal gewesen. „Die derzeitige Höhe ist nicht mehr angemessen und sollte von der EZB bei nächster Gelegenheit ausgeweitet werden“, fordert Martin. Aufgrund der anhaltend hohen Anleihekäufe werde die Überschussliquidität der Banken bei der EZB weiter steigen und damit auch die Belastungen durch den negativen Einlagenzins bei der EZB. Eine Entlastung der Banken würde sich genauso wie die neuen Langfristkredite der EZB positiv auf die Kreditvergabebereitschaft der Banken auswirken. Der Tieringfaktor legt den Betrag der Überschussreserve fest, welcher mit null Prozent verzinst wird. Dieser Betrag liegt aktuell beim Sechsfachen der Mindestreserve.
Darüber hinausgehende Überschussreserven unterliegen der Verzinsung der Einlagefazilität von derzeit -0,5 Prozent.
Nach den heutigen Beschlüssen der EZB werden die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte über den März 2021 hinaus verlängert. Zwischen Juni und Dezember 2021 sollen drei neue Geschäfte durchgeführt werden. Des Weiteren wurde der Zeitraum, für den die ausgesprochen günstigen Konditionen von bis zu -1 Prozent gelten um ein Jahr bis Juni 2022 verlängert. Die Wertpapierkäufe im Rahmen des Pandemie-Notfallankaufprogramms PEPP werden um neun Monate bis zum März 2022 verlängert. Das Volumen des Programms wird um 500 Mrd. Euro auf 1.850 Milliarden erhöht.